von Gerrit Wustmann
An der Sitzlehne klebt irgendwas Eingetrocknetes. Ich nehme den Arm wieder runter und lege ihn in den Schoß. Nach einer halben Stunde Werbung ist mir schon der linke Fuß eingeschlafen. Ich wecke ihn auf. Als der Film endlich losgeht, bin ich in Gedanken längst woanders. Links neben mir stopft jemand Nachos in sich rein. Seit einer halben Stunde. Ein kurzer Seitenblick: Es ist die ganz große Schale. Er isst sie einzeln. Und kaut ausgiebig. Eine der zentralen Fragen des Lebens drängt sich einmal wieder auf: Welcher Vollidiot hatte die Idee, in Kinos Nachos zu verkaufen? Ausgerechnet diese Dinger, die man unmöglich leise essen kann. Das ist so grausam wie ein Zugnachbar, der bei jedem Griff in die Chipstüte noch mehr Krach macht als mit dem Beißapparat, minimal unter dem Kapitalverbrechen namens Apfel. (Disclaimer: Ich mag Äpfel. Sehr sogar. Aber ich möchte niemandem beim Apfelessen zuhören, das ist wie Fingernägel auf Tafel.) Ich vermute dahinter eine Verschwörung der Filmindustrie: Je weniger man im Kino mitbekommt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man sich den Streifen hinterher zu Hause nochmal ansehen will.
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