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Weiße Blicke brechen – Die „Arielle-Debatte“ und Potenziale des conscious casting

von Katharina Walser

Es ist der 11.09.22, ein Teaser erscheint auf YouTube, Twitter und Instagram User*innen vergessen für einen Moment den Tod der Queen of England, denn scheinbar gibt es einen neuen Skandal: In Disneys Live-Action Arielle, der 2023 erscheinen soll, wird die kleine Meerjungfrau von Halle Bailey gespielt, einer Schwarzen Sängerin. 

Unter dem Hashtag #notmyariel führen aufgebrachte Personen daraufhin im Internet einen erbitterten Kampf gegen die angebliche Zerstörung ihrer heißgeliebten Kindheitserinnerungen, bzw. gegen die Bedrohung ihrer weißen Bubble. Diese Empörung ist alles andere als neu, man kennt sie aus den Reaktionen auf die ersten beiden Staffeln von Bridgerton oder auf die Veröffentlichung von Netflix’ Persuasion. Auch im Moment ist Halle Bailey als Arielle nicht das einzige Ziel eines rassistischen Feldzugs, der in den Sozialen Medien gegen das Casting von Schwarzen Personen in Remakes und Prequels zuvor ausschließlich weißer Filme und Serien geführt wird. Nicht nur unter dem Meer oder in der britischen Aristokratie des 19. Jahrhunderts, sondern auch in Mittelerde und Westeros, den Fantasywelten von Tolkien und George R.R. Martin, wollen diese Personen keine BIPoCs sehen. Folglich versuchen sie, die rassistische Willkür ihrer Ansichten mit biologistischen Argumenten zu legitimieren.

TikToker*innen und Youtuber*innen, vor allem weiße Männer, erklären ihren Zuschauer*innen aufgebracht, Arielle könne gar nicht Schwarz sein, weil sich eine solche Pigmentierung unter Wasser so gar nicht entwickeln könne. Oder sie beharren versessen auf Arielles vermeintlich dänischer Nationalität, als gäbe es keine Schwarzen Däninnen. Dabei wird zudem ignoriert, dass Die kleine Meerjungfrau (Disney 1989) zwar auf der Märchen-Version des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen beruht, dieser aber in seinem Text weder das Unterwasser-Königreich national verortet, noch der “Erfinder” der Figur Arielle ist. Seine kleine Meerjungfrau ist lediglich ein Kondensat von Fragmenten verschiedener jahrhundertealter Sagen um mystische Wasserwesen, deren Varianten bereits in frühen assyrischen Legenden und in der griechischen Mythologie auftauchen. 

Kurz: Die Verfechter*innen eines erzählerischen Realismus verstehen das Konzept einer Adaption nicht, bzw. wollen es nicht verstehen. Schon Disneys erste – weiße – Arielle mit ihrem heteronormativen Happy End hatte wenig mit Andersens schauriger Erzählung zutun, in der die kleine Meerjungfrau bei jedem Schritt an Land das Gefühl durchleben muss, als würde sie auf tausend Messern wandeln, während sie darauf wartet, dass sie die Liebe eines Mannes von ihren Schmerzen befreit. Dieser verliebt sich jedoch in die Prinzessin des Nachbarlandes, woraufhin sich die kleine Meerjungfrau in Meeresschaum auflöst und ihr Dasein fortan als Meeresgeist fristen muss. Disney hat sich also schon immer bestenfalls Inspiration bei klassischen Märchen-Texten gesucht und diese in eine heile (meist weiße) Normwelt nach US-amerikanischen Standards eingebettet und vor allem kindgerecht angepasst – andernfalls hätte auch Tangled, Disneys Version des Grimmschen Rapunzels, eine Altersfreigabe ab 16 erhalten müssen.

So amüsant manche Tweets sind, in denen die Verfechter*innen dieser biologistischen und nationalistischen Beiträge, die auf einer weißen Arielle beharren, darauf hingewiesen werden, wie absurd es ist, Realismus ausgerechnet in einer Geschichte zu suchen, in der neben einer Meerjungfrau auch sprechende Meerestiere und eine Hexe auftreten, müsste man soweit überhaupt nicht gehen. Denn wer auch nur ein wenig Ahnung von fiktionalen Erzählungen hat, sollte erkennen, dass Arielle keine Dokumentation und auch kein Biopic einer historischen Person ist. Die Verweigerung das anzuerkennen zeigt, dass es in diesen Realismusdebatten eben nicht um die Wahrung eines ursprünglichen Stoffes geht – weshalb die Teilnehmenden vermutlich auch immun gegen solche Hinweise zur fiktionalen Adaption sind – was schon klar wird, wenn man sich vor Augen führt, dass es niemanden auch nur ein Müh interessiert hat, als die britischen Schauspielerinnen Lily James und Emma Watson, Cinderella und Belle auf der Leinwand zum Leben erweckten – zwei Figuren, die in Frankreich groß geworden sind.  Die Untertöne verzweifelter Bemühungen der #notmyariel Fraktion für eine Aufrechterhaltung eines ausgekochten Diskurses sind so letztlich nichts als rassistische Stammtisch-Parolen. Ihre Beiträge sind daher auch keine Kritik, sondern Hetze. 

Dabei könnte man die Casting-Entscheidung für Bailey durchaus nutzen, angebrachte Kritik zu üben. Zum Beispiel an der problematischen Erzählung von Disneys Arielle an sich, die von Dickfeindlichkeit bis Antifeminismus (Frau verkauft ihre Stimme (!) für einen Unbekannten) einiges auf den Plan ruft, was man überarbeiten sollte. 

Man könnte auch über die unzähligen Figuren der Filmgeschichte sprechen, die von weißen Schauspieler*innen verkörpert wurden, obwohl es sich ganz offensichtlich nicht um weiße Figuren handelt. Denken wir an Holly Golightlys Vermieter aus Breakfast at Tiffany’s “Mr. Yunioshi”, gespielt von Mickey Rooney, oder an neue Produktionen wie Ghost in the Shell, die “Major Motoko Kusanagi” von Scarlett Johansson spielen lässt. Schlimmer noch: auch nicht fiktive Charaktere wurden in der Filmgeschichte immer wieder whitewashed und/oder blackfaced – Elizabeth Taylor als Cleopatra, Rooney Mara als Maria Magdalena, oder Jake Gyllenhaal als Prince of Persia. Ein solches Gespräch dürfte auch nicht beim Film verstummen, sondern im Zusammenhang des Aufruhrs um Arielle auch Fehlinterpretationen von Held*innenfiguren mit größerer Tragweite in den Blick nehmen. Einige Diskurs-Teilnehmende fachen deshalb im Moment zurecht die Diskussion um weiß-gewaschene Heiligen-Bilder des Christentums neu an. Die Autorin Chelsea Sims bringt es in einem Tweet auf den Punkt, wenn sie schreibt: „“Ariel wasn’t Black” and Jesus wasn’t white. Cope”. 

Man könnte auch die Diskussion darauf lenken, dass Halle Bailey vor allem aufgrund ihrer fantastischen Singstimme dazu qualifiziert ist, Arielle zu spielen, doch all diese Themen finden keinen Platz, wo statt ausgewogener Debatte, weiße Abwehrgesten den Raum dominieren. 

Vielleicht weniger offen rassistisch als die Parolen der Bailey Gegner:innen, aber immer noch problematisch und bezeichnend für die Tiefe des Alltagsrassismus, der sich in diesen weißen Abwehrgesten gegen eine Schwarze Arielle offenbart, sind die Aussagen einiger weißer Diskurs-Teilnehmenden, die mit dem bloßen Argument: „ist doch egal was Arielle für eine Hautfarbe hat” für Deeskalation sorgen wollen. Dr. Natasha A Kelly, unter anderem Afrofuturistin und promovierte Soziologin, verweist auf Instagram darauf, dass diese Aussagen im Sinne eines anything goes nichts anderes sind als die „altbewährte Farbignoranz der weißen Welt”, welche die Tatsache herunterspielt, dass es für viele marginalisierte Gruppen durchaus einen Unterschied macht, wer Raum – und nebenbei viel Geld – einnimmt. So ist auch die Debatte rund um die Möglichkeiten eines “color-blind” Castings, abgesehen davon, dass der Begriff ableistisch ist, keinen Schritt weiter als diejenigen, die auch im Alltag gerne von sich behaupten, Hautfarben gar nicht wahrzunehmen. 

Interessanter – und auch fruchtbarer für eine zukünftige Debatte – als der Begriff und der unhaltbare Anspruch eines “color-blind” Castings könnte eine produktive Umdeutung des “color-conscious” Castings sein, als bewusst gesetzte politische Kontrapunkte durch die Besetzung. “Conscious” Casting ist die Praxis, in der die Besetzung unter Berücksichtigung der Hautfarbe, der Körperform und anderer Merkmale der Schauspielenden entschieden wird. Wenn diese Praxis rassismuskritisch betrieben wird, macht sie es möglich, (mehrfach) marginalisierten Personen bewusst dort eine Plattform zu geben, wo sie im Sinne eines weißen Blicks nicht erwartet werden. Eine Praxis, die sehr viel mehr Inklusion einlösen kann, als es der Anspruch des “blind castings” kann. Denn “blindes” oder “unvoreingenommenes” Casting ist ein Bemühen, das innerhalb eines rassistischen Systems scheitern muss, weil es die “color blindness” an sich eben nicht gibt und die Berufung auf eine solche lediglich den Unwillen zeigt, sich mit den eigenen internalisierten Rassismen auseinanderzusetzen. Innerhalb eines verantwortlichen “color-conscious” Castings wird nicht an leeren Versprechen von Unvoreingenommenheit festgehalten oder gar behauptet, dass race innerhalb von fiktionalen Stoffen keine Rolle spielen solle, sondern sinnvolle Rekontextualisierung möglich – das Ändern von Sehgewohnheiten durch bewusste Brüche. 

Was ein solch bewusst gesetzter Kontrapunkt leisten kann, davon zeugt auch eine ganz andere Art Videos neben den Kritiken, die auf TikTok, Instagram und YouTube in den Tagen nach dem Teaser-Release das Internet füllen. Kinder, vor allem BIPoC Mädchen, die mit freudigen Gesichtern und mit ebenso freudiger Überraschung auf diese neue Arielle reagieren. „Mum, she is a black girl”, „Look, she looks like me”,  rufen sie in Video-Kompilationen, die unter anderem auf dem Instagram Kanal des Rosa Mag, einem Online-Lifestylemagazin für Schwarze FLINTA*, zu sehen sind. Die Videoausschnitte zeigen, was ihr Hashtag fixiert: #represantationmatters. Und: dass die #notmyariel Verfechter:innen im Grunde mit einer Sache recht haben: Diese Figur ist nicht für sie, denn sie haben bereits genug weiße Held:innen – Held:innen, die so aussehen wie sie. Es ist Zeit für andere Geschichten, die anderen gehören und die Selbstverständlichkeit, mit der etablierte Held:innen immer weiß bleiben müssen, gehört nicht mehr in diese Zeit. Man kann also sogar sagen, dass unabhängig davon, dass es wohl einige Gründe geben kann, die Geschichte von Arielle an sich kritisch zu diskutieren, eine Schwarze Arielle wirklich das einzige ist, was an diesem Film mit Gewissheit zeitgemäß und gut sein wird. 

Photo von Nsey Benajah auf Unsplash

„Everything Everywhere All at Once“ – Der Film, der das Internet versteht

von Titus Blome

Ohne es zu erwähnen, zeichnet Everything Everywhere All At Once ein buntes doch pessimistisches Bild des Internets – und ist glorreich darin. Der SciFi-Film des Regieduos »Daniels« (Daniel Kwan und Daniel Scheinert) gibt sich als Kaleidoskop unterschiedlichster Szenerien, Charaktere und Emotionen. In rasanter Abfolge ist der Film tragisch, lustig, eklig, flach und tiefgründig. Um die halsbrecherische Geschwindigkeit und absurde Ästhetik des Films zu genießen, darf man sich nicht dagegenstemmen: Es heißt zurücklehnen und mitreißen lassen.

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Ein Mann einsam auf der Leinwand – Über Tom Cruise, Authentizität und das Altern

von Fabius Mayland

Tom Cruise begibt sich wieder vor unseren Augen in Lebensgefahr. Zuletzt, das war 2018 in Mission Impossible: Fallout, sprang er aus über 7.000 Metern Höhe aus einem Flugzeug, stürzte sich von Gebäuden und steuerte eigenhändig einen Helikopter — jetzt fliegt er einen Kampfjet, setzt sich g-Kräften aus, wie sie sonst nur Astronauten beim Wiedereintritt in die Atmosphäre oder Kunstflugpiloten kennen.

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Von kapitalistischen Vampiren und kommunistischen Gespenstern – Julian Radlmaiers Film ‚Blutsauger‘

von Lukas Betzler und Judith Niehaus

Holt die blauen Bände raus, es ist Marx-Lesekreis: Zu Beginn von Julian Radlmaiers Blutsauger, an “einem Dienstag im August 1928”, wie eine anfänglich eingeblendete Zeitangabe verrät, will eine in den Dünen sitzende Gruppe von Arbeiter*innen das achte Kapitel im ersten Band des Kapital besprechen – Absatz für Absatz. Der Arbeiter Bruno (Bruno Derksen) hat jedoch zu einer Stelle eine brennende, keinen Aufschub duldende Frage. Er zitiert:

[…] ‘Das Kapital ist verstorbne Arbeit, die sich nur vampyrmäßig’ – Achtung, darum geht’s mir jetzt – ‘die sich nur vampyrmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und umso mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt.’ Und dann ein bisschen später: ‘Die Verlängerung des Arbeitstags in die Nacht hinein … stillt nur annähernd den Vampyrdurst nach lebendigem Arbeitsblut.’ Ja und noch weiter unten steht: ‘daß in der Tat sein Sauger nicht losläßt, solange noch ein Muskel, eine Sehne, ein Tropfen Bluts auszubeuten’ ist. [1]

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Nostalgie und Culture War

von Jonas Lübkert

Nostalgie lässt einen schlimme Dinge tun: Batman v Superman schauen zum Beispiel. Der Film gilt sowohl unter Kritikern*innen als auch Fans als misslungen. Auf der Plattform Rotten Tomatoes ist er aktuell bei 29 Prozent und hat einen Audience Score von 63. Habe ich ihn trotzdem geschaut? Natürlich. Zwei Mal. Und ich war damit nicht allein: Fast 900 Millionen US-Dollar hat der Film eingespielt. Transformers: Age of Extiction mit einem Audience Score von 50 hat dem Studio über eine Milliarde US-Dollar eingebracht. Wir scheinen eine  Menge an Medien zu konsumieren, die wir auf Nachfrage eigentlich als schlecht erachten.

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Unheimlich blond – Der Weihnachtsfilm „Der kleine Lord“

von Thomas Wortmann

In meiner Erinnerung ist Weihnachten das Fest der blonden Kinder. So zumindest wirkte es im Fernsehen: Der oder die mit einem Atomkraftwerk im Miniaturformat beschenkte Dicki Hoppenstedt, der alleine zu Hause bleibende Kevin – und natürlich das Christkind selbst: ob glatt oder gelockt, alle waren sie blond. Geradezu unheimlich blond und strahlend aber war Cedric Errol, dieser kleine amerikanische Junge, der eines Tages zum Lord wird und durch seine Güte die Herzen aller Menschen gewinnt und dasjenige seines griesgrämigen Großvaters erweicht. An Cedrics Engagement musste ich denken, als ich las, dass Ricky Schroder, der 1980 als Zehnjähriger den kleinen Lord spielte, sich 2020 mit einem mindestens sechsstelligen Betrag an der Millionenkaution beteiligte, um Kyle Rittenhouse, der während der Proteste in Kenosha zwei Menschen erschossen hatte, aus dem Gefängnis zu befreien. Ganz so blond wie 1980 ist Schroder auf aktuellen Bildern nicht mehr, unheimlich wirkt er aber trotzdem, gerade weil es so eine auffallende Nähe zwischen Figur und Schauspieler gibt: Wie der kleine Lord, den er vor über vierzig Jahren spielte, setzt Schroder sein Geld für andere ein. Nur die Ziele sind unterschiedlich, um es freundlich zu formulieren. Irgendwo muss Ricky falsch abgebogen sein.

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John McClane im Bade – Weihnachten mit „Die Hard“

von Sandra Beck

In meiner persönlichen Filmbiographie hat Die Hard einen eigenen Platz. Einerseits ist das historische Datum meiner Erstrezeption mit Weihnachten verbunden. Denn das erste Mal habe ich die Schweinebackerei und den Hohoho-Showdown zwischen John McClane (Bruce Willis) und Hans Gruber (Alan Rickman) als Stirb langsam irgendwann in den 90er Jahren gesehen, als ich mich – ebenfalls zum ersten Mal – geweigert habe, nach dem Kindergottesdienst auch noch die Christmette im Dom zu besuchen. Blut, Gewalt, Fluchen und seltsames Deutsch on screen, Krippe, Christbaum, ausgepackte Geschenke schräg rechts neben den Fernseher. Andererseits markiert das Sehen des Filmes ein Gegenkonzept zu einem Weihnachten, dessen familiär verordneten Rituale und Zeremonien wesentlich durch die Gottesdienst-Besuche getaktet wurden. Anders formuliert: Bedingung dafür, den Film zu sehen, war der kurzzeitige Austritt aus dem Familienverbund, denn alle anderen sind in die Kirche gegangen.

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Wie einst ein Bond-Bösewicht – Meta, Google und die Evil Corporation

von Kais Harrabi

Sie gehört fest zum Repertoire zahlreicher Videospiele, Serien und Hollywoodfilmen: Die riesige, omnipräsente Firma, die mit ihren Produkten das Leben ihrer Kund*innen leichter macht, von außen wie ein fantastischer Arbeitgeber aussieht, vermutlich internationaler Marktführer in ihrer Sparte ist und hehre ideologische Ziele verfolgt: Der Menschheit nur helfen will. Am Ende stellt sich aber heraus, dass alles nur schöner Schein war und der weltumspannende Konzern in Wahrheit ein Imperium des Bösen ist. Von Filmen wie Soylent Green und RoboCop über Serien wie Mr. Robot und Homecoming bis hin zu Videospielen wie Resident Evil oder Fallout ist der böse Megakonzern fest in der Popkultur verankert.

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Aus Versehen progressiv – Wie manchmal auf giftigem Boden fortschrittliche Gedanken wachsen

von Jonas Lübkert

Ich liebe Popkultur. Nur manchmal hab ich das Gefühl, Popkultur liebt mich nicht: Jedes mal wenn eine Person of Color aus einem Film gestrichen wird, Frauenfiguren ausschließlich als Blickfang dienen und queere Repräsentation höchstens am Rande eine Rolle spielt. Popkultur versucht oft eine maximale Anzahl von Menschen zu erreichen und bedient dabei leider viel zu oft den kleinsten gemeinsamen Nenner. Manchmal aber, in kuriosen Momenten, bröckelt die Fassade und ein erstaunlich innovativer Gedanke kommt durch. Dieser ist in der Regel hart erkämpft oder – noch seltener –  unabsichtlich. 

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Choreografierte Intimität – Interview mit Intimacy Coordinator Lizzy Talbot

von Isabella Caldart

 

Lizzy Talbot ist Intimacy Coordinator, also „Intimitätskoordinatorin”: Sie ist am Filmset und bei Theaterproben dafür verantwortlich, dass sich bei Intimszenen alle Beteiligten wohl und sicher fühlen. Das bedeutet, dass sämtliche Szenen, die eine Form von Intimität beinhalten, mit den Schauspieler*innen ganz genau durchgesprochen und choreografiert werden. Seit 2015 arbeitet Talbot in den USA und Großbritannien als Intimacy Coordinator, mit ihrer Arbeit am Set der Netflix-Serie Bridgerton wurde sie bekannt. Über Bridgerton selbst darf sie leider nicht mehr sprechen, weil die Promotion für die Serie seit Mitte März abgeschlossen ist. Im Zoom-Interview gibt sie aber einen allgemeinen Einblick in ihre Arbeit als Intimacy Coordinator. Weiterlesen