Schlagwort: Corona

Viren, Klima, Hai-Attacken – Der Vaughnismus kämpft für den Status quo

von Jan Kutter

Für die ekligste Szene in Steven Spielbergs Film »Jaws« (»Der weiße Hai«, 1975) braucht es keinen Hai, sondern nur ein paar Menschen. Es ist der 4. Juli, der amerikanische Nationalfeiertag. Wie in jedem Jahr liegen die angereisten Badegäste bei prächtigem Sonnenschein dicht an dicht am Strand von Amity, einem kleinen Küstenstädtchen vor den Toren New Yorks. 

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Noch ganz dicht? Zynische Leere in 52 Akten

von Anne Fritsch

 

Leben in der Pandemie macht keinen Spaß. So ein Lockdown ist kein Stimmungsaufheller. All das, was in normalen Zeiten das Leben schön macht, fällt auf einmal weg: essen gehen, Freunde treffen, Theater- und Konzertbesuche, reisen und und und. Zum Weniger an Spaß kommt ein Mehr an Sorgen. Auch für die, die das Glück haben, bisher gesund geblieben zu sein und keine Angehörigen verloren zu haben. Ganze Branchen liegen auf Eis, der Kulturbetrieb ist quasi lahmgelegt. Wer sein Geld mit Kunst verdient, hat es noch schwerer als ohnehin. Dass man und frau da nach einem Jahr Ausnahmezustand auch mal weinerlich wird und sich leid tut, ist menschlich. Dass man diese Weinerlichkeit allerdings öffentlich über alles andere stellt, ist nicht nur egozentrisch: Es ist unsolidarisch und spielt den falschen Leuten in die Hände. Weiterlesen

Sex, Sokrates und Ressentiments – Thea Dorn hat einen Corona-Roman geschrieben

von Peter Hintz

 

In den letzten zehn Jahren hat Thea Dorn, bekannt als Kriminalschriftstellerin und Moderatorin, eine fieberhafte Produktivität als meinungsstarke Autorin von Essays und Sachbüchern entwickelt. Ach, Harmonistan (2010) beklagte einen Mangel an deutscher Streitkultur (bevor sie 2020 wieder zur Maßhaltung aufrief), Die deutsche Seele (2011) erklärte unter anderem Wurst und Dauerwelle zur deutschen Essenz und mit Deutsch, nicht dumpf (2018) wollte sie laut Klappentext “Heimat, Leitkultur, Nation […] nicht den Rechten überlassen”. Weiterlesen