Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn – Mit Rechten reden

Lass Vielposter in Ruh du kenns ihre stories net
(Jana Klein)

Vorweg: Jemand, der sich vor Bücherwänden fotografieren lässt, eine aufreizend überlange Dissertation geschrieben hat und verlangt, man möge sie lesen,* online einen hochfahrenden, fulminant selbstabdichtenden Habitus der Humorlosigkeit, Recht- und Vielzeithaberei kultiviert, ist niemand, den man gegen sich möchte – zumal, wenn er auch noch Jünger um sich sammelt und (etwas schwerfällige) Memes zum Einsatz für seinen Standpunkt produziert (bzw. produzieren lässt).

Seit Sommer 2016 habe ich es hier und da immer wieder grummeln gehört: Gegen den Zorn müsste man mal was machen! Es machte aber niemand was, weil sich keiner aufladen mochte, dass »der Zorn« auf Facebook endlos hinter ihm oder ihr herkommentiert oder halt sonst passiert, was eben passiert, wenn man sich mit ihm anlegt.

Andererseits: Ich soll hier ein Buch rezensieren. Vielleicht ist es ja auch gut, das Buch, und man muss gar nichts »gegen den Zorn machen«? Immerhin hat nicht nur ein namhafter Argumentationstheoretiker sein letztes Buch (Logik für Demokraten) unlängst beim Plausch nach einer Disputation hoch gelobt. Zudem hat Mit Rechten reden nicht »der Zorn« allein geschrieben, sondern mit ihm der einzige deutsche Erfolgsschriftsteller und »Schatullenproduzent« (Wikipedia), dessen Name kürzer ist als der von Juli Zeh, nämlich Per Leo (kein Pseudonym!?), und der klagenfurtgestählte Verfassungsjurist Maximilian Steinbeis.

Kurz gesagt: Es ist schwer, Mit Rechten reden (Klett-Cotta, 194 S.) zu lesen und dabei von Zorns nervtötenden Netzaktivitäten und dem Wunsch vieler, jemand möge ihm endlich eins auswischen, zu abstrahieren. Ich wollte es dennoch versuchen – falls das Buch gut ist, könnte das meinen Blick auf den Online-Zorn ja glückhaft verändern.

Im Vorfeld gab es schon um den Titel Aufregung. Wie im zweiten Kapitel erläutert (49), ist der nicht imperativisch zu lesen, was m.E. auch völlig auf der Hand liegt.** Bei einem Buch namens »Rassekatzen züchten. Ein Leitfaden« würde man auch nicht ohne Weiteres erwarten, dass dort möglichst viele zum Rassekatzenzüchten aufgefordert werden (allerdings auch keine Ablehnung des Katzenzüchtens). Schwieriger wird es mit der den Autoren anscheinend wichtigen Aussage, das Buch sei – obzwar »Leitfaden« und »Ratgeber« durchaus als Synonyme gelten – kein Ratgeber in dem Sinne, dass eine spezifische Zielgruppe bestimmte Handlungsanleitungen erhielte (11f.): findet sich doch bereits auf Seite 15 ein Satz, der impliziert, dass Leitfäden normalerweise eben Handlungsanleitungen enthielten; und hat doch das Buch auf dem Rücken die Frage »Warum und worüber und vor allem wie mit Rechten reden?« stehen, so dass, wer es liest, mit Recht erwarten könnte, entsprechende Anleitung zu erhalten. Wer weiß – möglicherweise ist das alles nur Teil eines großen Täuschungsmanövers, steht doch weiter hinten gar, dass es sich carrément um ein Buch für Rechte handle (158).

Wie auch immer: Das Werk enthält nur wenige Passagen, die man überhaupt als Handlungsaufforderungen für mit Rechten Redende lesen kann, so dass m.E. eine Diskussion darüber, ob es ganz allgemein das Reden mit Rechten gutheiße oder gar einfordere, überzogen ist. Sein Hauptgegenstand ist vielmehr, zu beschreiben, a) wie Rechte reden; und b) wie »die Linke« handelt. Dies alles in weitgehend unkonkreter Weise: Es gibt keinerlei Literaturnachweise und in vielem hält sich der Text im Allgemeinen oder lässt fiktive Rechte zu Wort kommen. Über weite Strecken gibt es sogar »multiple levels of indirection«, wenn etwa in ermüdender Ausführlichkeit erzählt wird, wie ein fiktiver rechter Informant bei einem fiktiven Gespräch den Autoren ein fiktives Theaterstück schildert, in dem »die Linke« als allegorische Figur auftritt, oder einen ähnlich allegorischen Traum über die Unterdrückungsängste Rechter (56–86).

Kernstück ist eine zwar mit wenig überzeugenden Analogien (die Verwendung von verschiedenen disparaten Kreismetaphern soll vermutlich kunstvoll wirken, trägt aber inhaltlich nichts bei) arbeitende, aber schlüssige Darstellung rechter Rhetorik im Allgemeinen (88–131), ergänzt um einige kurze exemplarische Besprechungen typischer Konfliktfelder (132–175; es geht um Flüchtlinge, Widerstandsrecht, Volksbegriff, Redefreiheit, Islam und Nationalsozialismus). Dabei wird überzeugend analysiert, was die rechte Sprechhaltung ausmacht: aggressives Einfordern, Beliebiges ohne Gegenrede behaupten zu können, und sofortiger Übergang zur Stilisierung als Opfer, wenn doch eine Gegenrede aufkommt. Die Themenanrisse machen die Schwäche dieses Gestus auf verschiedenen Feldern klar. Nichts davon ist neu, wenn man in den letzten zwanzig Jahren ein bisschen mit Metadiskussionen dazu zu tun hatte, warum bestimmte Diskutanten im Netz (»Trolle«, »Kooks«, »Flamer«) so anstrengend sind. Vermutlich hat es aber noch kein deutsches Sachbuch mit so hohem Profil zu genau diesem Thema gegeben.

Soviel also zum gar nicht so uninteressanten Inhalt. Es gibt nun drei große Einwände, die man gegen Mit Rechten reden erheben kann: gegen seinen Stil, gegen seine Prämissen und gegen die ihm zugrundeliegende Unterscheidung.

Zum ersten: Der Stil ist ohrenbetäubend überheblich, bemüht flapsig, aber leider durchweg völlig unlustig – »Die Frage hätte eigentlich einen dicken Wälzer mit 1968 Fußnoten verdient« (54); »Man kann sich jederzeit an den Händen fassen und um den Ahnenstammbaum tanzen, bis einem schwindelig wird« (147); der bemüht popkulturelle Epilog mit seinen asterixmäßigen Anhimmeleien (»mein Gott, dieses Lächeln!«, 180); usw. Darin ist er den onkeligen Erzählerstimmen alter Jugendbücher ähnlich.*** Dazu passt der dezente Sexismus – auf Seite 92f. wird als Ad-hoc-Beispiel für das Haben von hervorstechenden Eigenschaften ausgerechnet eine Frau mit »dicken Beine[n] und […] lose[m] Mundwerk« bemüht, weil viel redende Frauen mit dicken Beinen halt anscheinend intrinsisch lustig sind.

Möglicherweise ist dieses stilistische Scheitern zu erklären. Das Buch macht einen schwer mit der heißen Nadel gestrickten Eindruck. Dass zwei promovierte Geisteswissenschaftler, von denen einer Argumentationstheoretiker und der andere Romanschriftsteller ist, sowie ein Jurist, die zusammen bei einem renommierten Qualitätsverlag publizieren, z.B. eine Stilblüte produzieren wie die, dass »die Erdkugel« sich hinter dem Horizont »nach allen Seiten« wegbiege (116),**** lässt sich nur durch Zeitdruck oder Achtlosigkeit erklären. Die Lektüre wird auch dadurch erschwert, dass zwar ab Seite 29 explizit »wir« im Text für die »Nicht-Rechten« und »ihr« für die Rechten stehen soll, aber ab und zu Passagen vorkommen, in denen »wir« unangekündigt und stillschweigend für etwas anderes steht, z.B. für das deutsche Volk aus Sicht der Rechten (143).

Zum zweiten: Das gesamte Werk ist von verschiedenen politischen Grundüberzeugungen unterzogen, die zwar größtenteils explizit gemacht, aber nicht begründet oder gar anhand von Literatur entwickelt werden. Dazu gehört eine extrem holzschnittartige Darstellung »der Linken«, die weitgehend die derzeit gängige konservative Erzählung nachbetet, diese sei irgendwann ein gutes, humanistisches Projekt gewesen (52f.), habe sich dann aber in Freund-Feind-Denken und Paternalismus verrannt und sei heutzutage sozusagen identitätspolitisch darin blockiert, effektiv gegen die Rechte zu agieren.

Darüber, was gerade nicht explizit gemacht wird, mögen drei exemplarische Zitate Auskunft geben, die ich nicht weiter kommentieren möchte:

  • »Die Russen, die wie kein anderes Volk durch die Literatur zu sich selbst und zur Menschheit gesprochen haben« (42)
  • »Ein deutscher Jude, der um keinen Preis Jude und um jeden Preis Deutscher sein wollte, aber um keinen Preis nur Deutscher.« (128)
  • »Deutschland ist heute auch deswegen eines der mächtigsten Länder in der Welt, weil viele unserer Nachbarn sich deutsche Führung wünschen.« (174)

Mich stört zu guter Letzt (zugegeben, hier wird es persönlich), dass sich das Buch nicht bloß mehrfach über Kirchentagsprotestantismus und Margot Käßmann mokiert – das ist ja im deutschen Feuilleton mittlerweile strafbewehrte Pflicht und daher verständlich –, sondern en passant (158) lediglich Evangelikalen und Katholiken die Fähigkeit zuspricht, in einem »radikalen Sinne« gläubig zu sein. In einem Buch, an dem jemand mitgeschrieben hat, der an der KU promoviert wurde, passiert so etwas vermutlich nicht zufällig.

Zum dritten: Was Rechte zu Rechten macht, ist den Autoren zufolge »eine Praxis, eine bestimmte Art zu reden«. »Rechts«, wie es hier thematisiert wird, ist für sie eine Eigenschaft eines kontextgebundenen Sprechakts, nicht einer politischen Haltung oder gar einer Person. Nun ist es aber eben so, dass die real existierenden Rechten in Deutschland, soweit sie derzeit ein wichtiges politisches und kulturelles Phänomen sind, sich dadurch auszeichnen, dass sie durchweg, von der Facebook-Basis bis hoch zur Spitze der AfD, a) die Beseitigung bestimmter Menschengruppen aus Deutschland durch Deportation und/oder physische Vernichtung und b) die Beseitigung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland gutheißen oder betreiben; oder zumindest eindeutig mit Gruppen verbandelt sind, die solches tun. Die Redeweise und der Vernichtungswille hängen zusammen und können nicht voneinander abgetrennt werden; der auch im Buch angerissene Schmittianismus der Rechten impliziert das bereits, da er ihren Feinden (wie allen ernstzunehmenden politischen Akteuren überhaupt) unterstellt, offen oder versteckt ebenfalls Vernichtungswillen zu hegen. Wer rechts im Sinne der jüngeren politischen Entwicklungen ist, ist mit Vernichtungswilligen verstrickt, sonst ist er nicht rechts oder höchstens so rechts, wie man vielleicht in der hessischen CDU 1982 rechts war; sein rechtes Reden ist von (mindestens gedachter) politischer Gewalt nicht abtrennbar.

Auch den Autoren ist klar, um welche Rechten bzw. rechts Redenden es ihnen heute geht. Es werden andauernd die sattsam bekannten Galionsfiguren der aktuellen rechten Bewegung, also Götz Kubitschek und die Identitären samt jeweiligem Anhang, mithin offene Befürworter der Diktatur sowie Förderer, Apologeten bzw. sogar tatsächliche Veranstalter rechtsterroristischer Akte, als Exemplare dieser angeblich diskursfähigen gemäßigten Nicht-Nazi-Rechten gehandelt. Dies zeigt, dass die geforderte Differenzierung entweder nicht ganz durchdacht oder nicht praxisrelevant ist.

Leo und Steinbeis haben in einem Interview in der SZ gesagt, dass sie den Kampf mit den Rechten gerne selbst öffentlich als »Kampf zwischen Gegnern und nicht zwischen Feinden« austragen möchten. Die Rechten wären aber keine Rechten, wenn sie nicht ständig mit ihrem Wunsch nach der physischen Niederwerfung und am Ende Vernichtung Andersdenkender sowie als irgendwie minderwertig Behaupteter kokettierten, sei es auf allerhöchster Ebene, wenn sie den Holocaust gar nicht so schlimm finden, oder auf niederster Ebene, wenn etwa der angebliche Chef-Rechtsintellektuelle Kubitschek noch nicht einmal ein lockeres Gespräch mit zwei Leuten von der FAZ führen kann, ohne mit »Soll ich Ihnen mal zeigen, was autoritär ist?« eine Gewaltandrohung in den Raum zu stellen. Man kann mit ihnen nicht als Gegner reden, selbst wenn man vorher ein noch so schönes Buch dazu schreibt, sie sind und bleiben Feinde, gewissermaßen Feinde zweiter Ordnung: Sie sind deshalb (und nur deshalb!) Feinde, weil sie selbst mit voller Absicht unfähig sind, Gegner nicht als Feinde zu sehen.

Nun stellt sich die berechtigte Frage: Aber was ist mit den Rechten, die keine physische Gewalt gegen unliebsame Bevölkerungsgruppen ausüben möchten und schon gar nicht irgendwen vernichten? Mit denen kann man doch reden? Ja, mit denen kann man reden, aber das sind dann nicht die Rechten, die Zorn und Konsorten über ihre Beispiele aufrufen, nicht die Rechten, die Politik und Medien in diesem Land seit spätestens 2014 vor sich hertreiben, sondern schlicht handelsübliche Konservative mehr oder minder nationalchauvinistischer Couleur. Und mit denen reden wir in Deutschland ununterbrochen, jeden Tag der Woche, so viel und so oft, dass man sich manchmal fragen möchte, ob überhaupt noch jemand anderes zu Wort kommt. (Wir reden übrigens bereits heute andauernd auch mit den vernichtungswilligen Rechten; die medial bestens präsente AfD ist eine Partei, deren politische Ziele ohne Massendeportationen schlicht nicht umsetzbar sind.)

Mit Rechten reden ist also: eine inhaltlich streckenweise gewinnbringende, stilistisch durchweg ärgerliche Lektüre, die darin gefährlich ist, dass propagiert wird, rechtes Reden sei irgendwie theoretisch oder gar diskurspraktisch abtrennbar von rechter Gewalt. Wer das glaubt, könnte man vermuten, der glaubt auch, dass der Verfassungs- und Staatsschutz effektiv Verfassung und Staat vor Rechten schützen: und tatsächlich, auf Seite 25 steht, den Gewaltaspekt der ganzen Geschichte könne man einfach den zuständigen Staatsorganen sowie der Antifa (!) überlassen. Die Realität rechter politische Gewalt im gegenwärtigen Deutschland spielt ansonsten nirgendwo groß eine Rolle. Auf Seite 31 kann man nachlesen, dass die Autoren weder Linke noch Rechte sein wollen, Linke mögen und eigentlich auch nichts gegen Rechte hätten – an denen stört sie nicht etwa, dass sie die Tendenz zum Anzünden von Ausländern und Zusammentreten von Obdachlosen haben, sondern dass sie ihnen immer wieder bestimmte Absichten unterstellen. Der Epilog des Buchs schlägt vor, Rechte und Nicht-Rechte könnten sich doch einfach paarweise zu einer Art Freistil-Debattierclub treffen (182f.).

Holy centrism, Batman! Man muss sich die Autoren als glückliche Deutsche vorstellen. Immerhin: »Der Zorn« ist mir nicht unsympathischer als vor der Lektüre.*****

Aus Gründen, die auf der Hand liegen, werde ich mich auf keinerlei Diskussion über diese Rezension einlassen. Wer mir nachweisen kann, dass ich öffentlich auf eine Reaktion auf diese Rezension reagiert habe, erhält von mir gratis und frei Haus eine Flasche guten Weißweins aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut.

Für seine präzisen Kommentare und Verbesserungsvorschläge danke ich Dr. Alexander Kremling.

____________

* In den paar Threads unter Zorns Beteiligung, die ich auf Facebook gelesen habe, wurde öfter jemand aufgefordert, seine zweibändige, 877 Seiten starke Dissertation (das ist z.B. deutlich umfangreicher als die Kritik der reinen Vernunft) zu lesen, als in meiner gesamten philosophischen Laufbahn jemand (sämtliche mir bekannten LehrstuhlinhaberInnen eingeschlossen) in meiner Gegenwart jemand anderen aufgefordert hätte, eine eigene Qualifikationsschrift zu lesen.
Dazu noch eine Anmerkung: Extrem umfangreiche Dissertationen haben im Philosophiebetrieb keinen guten Ruf, weil sie häufig von Spätberufenen oder sonstwie Sendungsbewussten kommen, die beanspruchen, bereits auf dem Wege der Doktorarbeit das gesamte Fach neu aufzurollen. So oder so gilt es als suspekt, wenn jemand Material, mit dem er/sie sich rein vom Umfang her eigentlich locker habilitieren könnte, bereits zur Promotion vorlegt und sich nicht kurz fasst. Zorns gründliche, mit Bestnote verteidigte Dissertation passt allerdings augenscheinlich nicht in dieses Raster; es gibt keinen Grund, hinter ihrem Umfang eine irgendwie schräge Absicht jenseits des Bedürfnisses, sich raumgreifend auszudrücken, zu vermuten. (Ich habe mehrfach länger hineingeblättert, aber nicht das ganze Trumm gelesen, wofür ich um Verständnis bitten möchte, da es wirklich sehr lang ist und keine Relevanz für meine Forschung und Lehre hat.) Insbesondere gibt es, auch wenn andere immer wieder einmal Anderes angedeutet haben, keinen Grund zu vermuten, dass Zorn ein schlechter Philosoph sei.

** Nicht jeder Buchtitel, der dies zulässt, darf imperativisch gelesen werden; exemplarisch möchte ich hier nur das juristische Standardwerk Erbrecht (Brox/Walker) nennen.

*** Wer ihn kennt, mag sich wie ich an den schwerfälligen Humor von Arthur C. Clarke erinnert fühlen. Zorn ist übrigens bekannt dafür, auf Facebook hin und wieder anderen erklären zu wollen, was witzig ist und was nicht, ein Unternehmen von bestechender unfreiwilliger Komik.

**** Selbstverständlich biegt sich nicht die Erdkugel, sondern die Erdoberfläche, und zwar biegt sie sich auf, zu oder an allen Seiten weg, aber überall nach derselben Seite, nämlich nach unten, genauso wie in einem Kreisverkehr auf allen Seiten alle Autos nach rechts abbiegen.

***** Hinten im Buch (zumindest in der 2. Auflage) sind übrigens Verlagsanzeigen für Schmitt (187) und In Stahlgewittern (191) drin. Wirklich. Schauen Sie selbst nach.

13 Kommentare zu “Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn – Mit Rechten reden

  1. Guten Abend. Mein erster Versuch, an die Flasche Weißwein ranzukommen:

    Welchen Beitrag leisten eigentlich die persönlichen Bemerkungen bzw. Abwertungen der Person Zorn zur Rezension des Buches? Über den Inhalt kann man ja streiten (passiert ja auch durchaus schon), aber wie helfen Ihre Charakterisierungen eines der Autoren der Debatte weiter?

  2. Mir ist vage unklar, woher die Sorge gegenüber Zorns Reaktionen kommt. Ich hatte ein Gespräch mit ihm, das war zwar faszinierend ungeschickt, aber ansonsten unspektakulär.
    Na gut. Liegt vielleicht daran, dass er mich nicht ernst nimmt.

  3. Vielleicht um vorab zu erklären, warum er sich nicht auf eine Diskussion eingehen will. Ich hatte mich neulich ganz naiv auf eine solche eingelassen und es war wirklich ätzend. Ich war (in meiner Selbstwahrnehmung) offen und interessiert, Herr Zorn war unfassbar arrogant und unkooperativ bis hin zur Aggression, verlangte permanent sprachlogische Präzision, während er selbst mit dem Schlachtermesser argumentierte. Seine Kommentare hatten fast den Umfang von Romanen, Belege und Links lieferte er nur zu eigenen Texten.

  4. Ich habe die Leseprobe des Buches überflogen und mein Eindruck ist: Für einen ernst gemeinten Ratgeber ist mir der Ton zu flapsig. Zu oft hatte ich das Gefühl, es sei die Absicht der Autoren, den Leser eher mit scharfzüngig vorgetragenen Methaphern anstatt mit fundamentaler Substanz zu begeistern.

    Dabei sind die 25 goldenen Regeln sind kein schlechtes Konzept. Nur kommt da, denke ich, jeder mit einer gewissen Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand auch von allein drauf.

    Ich habe außerdem, nach Leseprobe und dieser Rezension, das Gefühl, es geht im Buch in erster Linie darum, was Rechte reden und wie das gegebenenfalls zu kontern ist, möglicherweise sogar im Sinne von Schopenhauers Eristischer Dialektik.

    Die Frage, WARUM die Rechten denken wie sie denken und WARUM sie reden wie sie reden, wird eher nicht behandelt. Zumindest fand ich in der Leseprobe keinerlei Hinweis darauf.

    Hier würde ich interessierten Lesern klar ein anderes Buch empfehlen, nämlich Arlie Russell Hochschilds „Fremd in ihrem Land“, dem in der Tat über einen Zeitraum von fünf Jahren geführte Gespräche mit Rechten (von den manche durchaus einmal links waren) zugrunde liegt. Die Tiefengeschichte, wie Hochschild es nennt, das ist des Pudels Kern, den es zu verstehen gilt. Ich werde das auf meinem Blog noch ausführlicher besprechen, sobald ich Zeit dafür finde.

  5. D. Schneider

    Die Leseeindrücke von M. Warkus decken sich mit meinen eigenen. In dem Buch „Mit Rechten reden“ werden Klassiker rechten Denkens von Carl Schmitt über E. Jünger in aller Ausfürlichkeit zitiert, „die Linke“ hingegen wird als pauschale Größe gebasht. Auch stilistisch nähert sich das Buch auf unangenehme Weise dem Stil von Ernst Jüger an. Man hat beim Lesen den Eindruck, dass zwar oberflächlich gegen Rechte argumentiert wird, sein eigentliches Anliegen aber ist, mit denen in Kontakt zu kommen und sich von Linken abzugrenzen. Es ist von einer (un)heimlichen Faszination an Kubitscheck und Konsorten getragen.

  6. Dr.X@gmx.de

    Die Facebook-Wall von ihm ist ein Brüller: “ (Beitrag gelöscht und gesichert) „

  7. Eine, wie ich finde, sehr faire Rezension. Zorn und seine Juenger – das ist fuer mich so ein sektenaehnliches Phaenomen, mit allem was dazu gehoert. Dass jemand, der – wenn mich meine persoenliche Erfahrung nicht truegt – nun wirklich ueberhaupt nicht in der Lage ist, mit anderen respektvoll und ohne uebelste persoenliche Beleidigungen zu diskutieren, sich mit zwei Buechern (Logik fuer Demokraten ist das andere) genau an diesem Thema abarbeitet, ist an sich schon putzig. Die Art und Weise, wie die Ergebnisse dann von seinen Freunden in den Medien beworben werden, ist dann allerdings auch recht erhellend fuer den Zustand der oeffentlichen Diskussion ueber solche an sich wichtigen Themen. Und ja, ich teile Ihre Auffassung: mit (nicht gewaltbereiten) Rechten wird ohnehin schon viel zu viel geredet. Und Zorn und seine Leute arbeiten unbewusst(?) in deren Haende, wenn sie Buch um Buch den Eindruck erwecken, als ob ein wenig mehr „Logik“ a la Zorn und noch mehr Reden diese Leute zum Umdenken bringen wuerde.
    Meine eigene Erfahrung mit der Zorn-Fraktion: http://www.mytwostotinki.com/?p=3274 und http://www.mytwostotinki.com/?p=3305.

  8. Hinweis: Ich habe eben noch einige Seitenzahlen und ein fehlendes Zitat ergänzt, inhaltlich hat sich nichts geändert. Da dies außer mir noch niemandem aufgefallen war, hat sich damit nun leider niemand die Flasche Wein verdient 🙂

  9. Nein, da auch? Vorhin (20.11.) auf Twitter.
    Jemand wagte es zu thematisieren, dass die (aktuell inaktive) Bürgerwehr einer kleinen Stadt zwischen Hannover und Berlin doch auch einmal vor Zorns Tür auftauchen könnte.

    Zorn 1: „Beamtwortet [sic] hier einer sachliche Kritik seiner persönlichen Anwürfe mit einer Gewaltandrohung?“ – Frage an Bednarz
    Zorn 2: „Was sagen Sie dazu?“ – an jemand aus genau der Bürgerwehr (laut Facebook), der vorher nicht im Thread war.
    Zorn X: „Gesichert.“

  10. Harald Waldmann

    Der Duktus ad personam Zorn soll die Schlichtleser narrativ begleiten oder die Zorn-Zornigen erheitern?
    … und die „Meditationen“ zum Imperativ im Titel?
    Wäre nicht notwendig gewesen…

    Gut lesbare, durchdachte Rezension, die auf die finale Schwäche des Buches hinweist: Es ist die Anwendungsübung der philosophischen Studien Zorns – und bleibt damit in zwei Gefilden stecken:
    Einerseits der anekdotisch-launischen Darstellung (schein)realer Vorkommnisse, andererseits die argumentationslogische Auseinandersetzung mit (rechten) Sprach- und Denkmustern.
    Solange Dialektik sich auf ihre eigenen, in sich konsistenten, Regeln bezieht, ist sie keimfrei logisch.
    Die politische Wirklichkeit sieht anders aus, weil rechts wie links (und andere) keinen Dialektikkurs wollen, sondern getreu der eigenen apriorischen Setzungen ihre Agenda umsetzen.
    Wo bliebt der missing link, die Herren Steinbeis, Zorn, Leo?

  11. Harald Waldmann

    Kommt mir bekannt vor: https://pastebin.com/igQv6Zcj

Kommentare sind geschlossen.

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