Lebensstufen – Julian Barnes

722Michael Maar hat eine hohe Meinung von Julian Barnes und ich eine hohe Meinung von Michael Maar, daher habe ich nach Als sie mich noch nicht kannte (okes Buch) nun auch das neuste Werk Lebensstufen gelesen. Die hymnischen (F.v. Lovenberg in der FAZ) oder völlig aussagefreien Besprechung kann ich nicht nachvollziehen. Die vorgeschaltete Geschichte der Ballonfahrt und der Liebe zwischen Fred Burnaby und Sarah Bernhardt taugt nicht mal als schön erzählte Parabel (für was? die Liebe?) und das anschließende Klagelied Barnes‘ auf seine verstorbene Frau verkommt zu einer wehleidigen Selbstbetrachtung. Mir soll keiner vorwerfen ich sei ein gefühlloser Trampel, aber die Litanei auf die Verstorbene erscheint mir zum Teil derart intim, dass ich sie nicht lesen möchte und dann wieder derart alltäglich, dass sie für mich keinen Mehrwert hat. Ich will den Schmerz des Einzelnen nicht klein reden, und speziell nicht den von Julian Barnes, aber die Trauer hätte er mit sich und den ihm Nahestehenden ausmachen sollen, Geld sollte man nicht dafür bezahlen.

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Tilman berät als Rechtsanwalt Verlage, Autoren und andere Kreative im Urheber- und Medienrecht. Als Blogger hat er sich sowohl im Bereich der Literaturkritik als auch -vermittlung in der Branche einen Namen gemacht. Rechtsanwalt Winterling ist zudem als Jurymitglied (u.a. Hamburger Literaturförderpreise) und Moderator von Lesungen tätig, sowie gefragter Interviewpartner (u.a. Deutschlandfunk, Radio Eins), wenn es darum geht verständlich und unterhaltsam über rechtliche Themen und solche des Bloggens zu berichten.

  1. AndoBrando

    Sehr wohltuend mal dieser Abgesang auf diese ewigen Abgesänge auf die Liebe, die ganzen Trennungsdramen. Ja, ein Lebensthema, ja. Aber die fehlende Intimität, wie Mr. 54 books kommentiert: Mal eine klare Aussage.

    Im Dezember hatte die SZ sogar im Magazin den Titel: Liebewohl nach ganz oben gehoben. Der treue Leser erhoffte Motivation, Verstehen, Verständnis oder Zukunftshoffnung. Stattdessen innen der Haupttitelt: „Herzstillstand“ von Antje Joel. Der guten Lady, Redakteurin, fällt nach 6 Kindern mit mehreren Männern auf, dass sie wohl der Liebe mit Männern lebe-liebe-wohl sagen muss. Seitenlang ihre Probleme aus der intimen Stube der Psychoanalyse ausgebreitet. Baby, ist mann versucht ihr zu schreiben, lass mich doch mit Deinen Traumata in Ruhe. Versuchs doch mal mit anderen Frauen, ist ja auch en-vogue, siehe „Carol“. Und „Carol“ sogar Retro, ein wirklich wunderbarer Film ansonsten. En-vogue offensichtlich auch gerade im Herbst „45 years“, die zerbrösselnde Ehe zweier Senioren. Hochgelobt, auch ein intimer Abgesang auf die Liebe. Leute, liebe Mitleser – gibt es denn noch Hoffnung? Liebe kann doch auch gut verlaufen….Danke Mr. 54 books für eine klare Bewertung, die einem Julian Barnes erspart. Merci. A.

    „Unsere Autorin hat in der Liebe schon viel versucht. Besonders gut gegangen ist es nicht. Inzwischen ist sie so lange allein, dass sie sich fragt, ob da wohl noch was kommt – und ob sie das überhaupt will.“ Anmoderation SZ.

  2. Das Buch stand mal auf meiner Wunschliste, ich mag Heißluftballons. Ich glaube, ich streich das dann mal wieder. Wehklagende Männer gefallen mir in Büchern meistensnicht sonderlich, das musste ich schon bei „Selbstportrait mit Flusspferd“ feststellen.
    LG, Cara

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