Der römische Brunnen – Die Coverversion von Helmut Krausser
Der Wasserstrahl steigt auf, ergießt
sich fallend in die Marmorschale,
die sich füllt und überfließt
in eine zweite – Halfinale –
denn die Schale in der Mitte
jener Schalenleiter reicht
den Überfluß an eine Dritte
weiter, nimmt und gibt zugleich.
trinkt und tränkt, empfängt und lenkt
die schwappende Flut
und jede strömt und ruht.
Der römische Brunnen – Das Original von C. F. Meyer
Aufsteigt der Strahl, und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Krausser zu seiner Coverversion:
„Ein immergrünes Kanongedicht, das, genauer betrachtet, ein Update gut verträgt. Es handelt sich mehr um eine sprachliche Aktualisierung als um eine konkrete Verbesserung. Es geht auch nicht, wenigstens in den meisten Fällen, um Verbesserung. Mich interessiert schlicht, was ich aus diesem oder jenem Einfallgemacht hätte – wenn ich ihn denn gehabt hätte. Zuallererst ist dergleichen ein Experiment und/oder eine Hommage.“
Aus: Helmut Krausser – Verstand & Kürzungen
Mit freundlicher Genehmigung des DuMont Verlags