„Mein Ziel ist es, den Menschen zu zeigen, daß ein Tag ohne die Lektüre eines Gedichts ein verlorener Tag ist.“
Dieses hehre Missionierungsziel Michael Krügers verfolge ich nicht, bin ich selber noch viel zu wenig belesen, um mit Hilfe des lyrischen Zeigefingers belehren zu wollen. Trotzdem, eher deswegen, möchte ich, wie angekündigt, die Lyrik-Lektüre intensivieren und ausgewählte Gedichte oder Teile von diesen hier Teilen. Hierzu dient die neue Kategorie Sonntags: Lyrik! und in diesem Sinne und im Sinne Krügers geht es weiter.
„Ich verstehe nicht, daß Leute zwar hintereinander dicke, langweilige amerikanische Romane lesen, es aber als Zumutung empfinden, ein Gedicht von Lukrez oder Celan zu lesen. Warum ist das so? Wie entsteht diese Egalisierung des Geschmacks?“
Also nicht abschrecken lassen und statt euch jeden Tag ein Gedicht vorzusetzen, wird dies ja nur in sonntäglich-kleinen Dosen erfolgen – lasst uns Lyrik lesen!
Finde ich eine sehr gute Idee! Bin gespannt 🙂 Ich liebe ja die Gedichte von Tucholsky. Dieses hier zum Beispiel (Strophe 1):
An die Berlinerin
Mädchen, kein Casanova
hätte dir je imponiert.
Glaubst du vielleicht, was ein doofer
Schwärmer von dir phantasiert?
Sänge mit wogenden Nüstern
Romeo, liebesbesiegt,
würdest du leise flüstern:
„Woll mit die Pauke jepiekt -?“
Willst du romantische Feste,
gehst du beis Kino hin…
Du bist doch Mutterns Beste,
du, die Berlinerin -!
Auch einer meiner Lieblinge! Die Ideen werden mir dank aktiver Leserschaft erstmal nicht ausdenken und Kurt wird natürlich bald auch mal sonntags dabei sein.