Der Titel klingt etwas übertrieben, doch so wurde Aribert Heim, einer der letzten verfolgten NS-Kriegsverbrecher genannt. Im KZ Mauthausen hat dieser Arzt auf brutalste Art und Weise Menschen umgebracht und ist nach Ende des Krieges einfach verschwunden. Dies war nicht nur den Wirren im zerstörten Deutschland, sondern auch der Durchsetzung der neuinstallierten Verwaltung mit Altnazis und dem Schutz von Geheimdiensten geschuldet. „Wir sind hier der Ansicht, dass sein Wert als Informant unendlich viel größer ist als jeder denkbare Nutzen, den er im Gefängnis haben könnte“, ließ etwa der CIC (der ehemalige militärische Abwehrdienst der USA) über Klaus Barbie intern verlautbaren. Heim war zwar nicht so nützlich wie Barbie, aber auch (lange) kein so bedeutender Name, dass viel Aufhebens um sein Verschwinden gemacht wurde. Doch im Laufe der Jahre wurde durch Tod der Gesuchten und bereits abgeschlossene Strafverfahren der Kreis um Heim enger, doch gedeckt durch seine Familie und geschickte Taktik seines Anwalts hatte sich dieser inzwischen nach Ägypten abgesetzt, finanziert durch Grundbesitz in Deutschland, der ihn lange Zeit finanzierte. Heim wurde, anders als Barbie, nie geschnappt. Nie musste er sich daher vor einem Gericht für seine Taten verantworten und trotzdem kommen die Autoren fast zu einem versöhnlichen Resümee:
Die strafrechtliche Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern ist nicht einfach etwas, das bald der Vergangenheit angehören wird. Sie schuf einen Präzedenzfall für die Ahndung von Völkermord überall auf der Welt.
So ist Dr. Tod zwar eine Geschichte des Versagens deutscher und internationaler Strafverfolgung, eine Ansammlung von Missgeschicken, Vertuschungen und Fehlurteilen, aber auch eine Mahnung und die Entwicklungsgeschichte eines Rechtsstaats.
In diesem Zusammenhang sei auch an Furchtbare Juristen erinnert, das erfreulicherweise neu aufgelegt wurde.
Da war allerdings schon mehr als nur Justizversagen im Spiel:
– Aribert Heim war von 1949 bis 1962 als Arzt in Deutschland tätig. Hat wirklich niemand jemals gefragt „Was haben Sie eigentlich im Krieg gemacht?“ Oder hätte selbst die ehrliche Antwort niemanden gestört?
– 1956 wurde der Österreicher Heim in Deutschland eingebürgert. Die bereits bestehenden Haftbefehle aus Österreich waren dabei anscheinend kein Problem.
– Erst 1995 lobte der Generalbundesanwalt eine Belohnung für die Ergreifung Heims aus. 33 Jahre nach seiner Flucht, die zufällig am Tag nach Ausstellung des Haftbefehls erfolgte.
Zudem ist der Fall Heim symptomatisch für die Zusammenarbeit der Nazis mit den arabischen Nachbarländern Israels. Das Projekt der Judenvernichtung verband selbst Arier und Moslems.
Du hast natürlich recht, das sind gesamtdeutsche Versäumnisse und internationale Nachlässigkeiten bzw. Ignoranz.