Fast jeden Samstag gehört es für mich zum Pflichtprogamm in der Stadt meine “local dealer” zu besuchen. Manchmal nur die auf dem Weg liegenden Bücherriesen, manchmal aber auch nur die kleinen, gemütlichen oder alle nacheinander.
Eigentlich so sollte meine Erkenntnis inzwischen sein, brauche ich für die nächste (lange) Zeit keinen neuen Lesestoff. Trotzdem war ich heute wieder einkaufen. Extra etwas dünnere Bände für die Zugfahrten:
Nummero uno ist “Der Kontrabaß” von Patrick Süskind, dem kauzigen Eigenbrödler, dessen Bild schon länger in der deutschen Literatur Hall of fame hängt, ohne dass wir wirklich Bilder von dem scheuen Genius hätten. Der Drehbuchautor u.a. von Monaco Franze, Kir Royal und Rossini (zumindest Helmut Dietl wird wissen wie er aussieht) scheut die Öffentichkeit und ist in letzter Zeit sehr ruhig gewesen, noch ruhiger muss man fast sagen. Wikipedia lässt mich wissen, dass seine letzte Belletristikveröffentlichung bis 2006 zurückreicht. Sein bekanntestes Werk ist sicher das Parfum, das ich ehrlich gesagt nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen habe. Normalerweise ziehe ich bei diesem Satz, sagen ihn andere, die Augenbrauen hoch und ordne die aussprechende Person in eine spezielle Schublade:
Zufällig saßen in der Filmung von ebendiesem Parfum im Kino vier Damen mittleren Alters hinter mir und meiner Begleitung. “Ich habe versucht das Buch zu lesen; aber ich schlafe immer ein… seit anderthalb Jahren.” Eben diese Leute sehen sich Literaturverfilmungen an und können hinterher das Buch als “gelesen” ins Regal stellen.
Nummer zwei ist “Im Westen nichts Neues” von Erich Maria Remarque. Auch hier (sagen wir eher hier) denken alle zumeist an die Verfilmung, die ich (noch) nicht gesehen habe (diesmal erst nach statt anstelle der Lektüre). Auf Grund des “que” am Ende seines Namens nahm ich an, dass Remarque Franzose sei. Nein der Erich war Osnabrücker, hat das “k” durch “que” ersetzt, war außerdem Liebhaber von Marlene Dietrich und Greta Garbo, war zweimal mit derselben Frau verheiratet und in dritter Ehe mit der Ex-Frau Charlie Chaplins. Puh! Zum Buch erst nach dem Lesen mehr.
Drittes in der Reihe “Tortilla Flat” von John Steinbeck. Mir nicht nur bekannt aus der Liedzeile von Bap in Zusammenhang mit Joseph Conrad, der auch noch auf der Liste steht, sondern eher als Standardschulliteratur in der Oberstufe. Tortilla Flat also zur persönlichen Bildung nach dem Abitur (allerdings nicht im Original).
Der sicher dünnste Neuerwerb seit meinem letzten Pixiebuch ist “Bücherwahn” (wie passend!) von Gustave Flaubert. Dieser hat mich bereits mit Bouvard et Pécuchet, November, Erziehung des Herzens und natürlich seiner Madame erfreut (Salambo auch noch auf der Liste). Bei Bücherwahn handelt es sich um seine erste veröffentlichte Erzählung, in der ein Buchhändler aus Liebe zu den Büchern sein Leben aufs Spiel setzt, soviel verrät der Buchrücken. Knapp 22 Seiten nur, aber, wie von Hanser gewohnt, wunderschön aufgemacht: handliches Format, ein Umschlag aus dickem Papier, oder dünner Pappe (?!); für 2,50 € eine schöne Aufmerksamkeit für liebe Leute und andere Buchliebhaber (obwohl ich mit geschenkten und geliehen Büchern so meine Probleme habe, dazu vielleicht später mal ein Eintrag). Habe das Bu(ü)ch/lein/Heft letzte Woche bereits einmal ungelesen verschenkt. Flaubert wird mir als Jurist natürlich immer mit seinem legendären Ausspruch, kur vor Abbruch seines Jurastudium in einem Brief geäußert, in Erinnerung bleiben: „Wie dem auch sei, ich scheiße auf die Rechtswissenschaften.“
Für alle vier neuen Ungelesenen gibt es einen Platz auf der Liste. Neuanschaffungen haben es aber immer leichter.
Den Flaubert werde ich nachher schon beginnen und wohl auch abschließen. Morgen darf mich Herr Süskind von seinem Genius überzeugen.